Samstag, Dezember 30, 2006

 

Die Luft ist raus

Seit wir unangenehmerweise doch wieder aus St. Maarten zurück gekommen sind läuft nicht mehr allzu viel, um nicht zu sagen, gar nichts.

Über die Weihnachtsfeiertage gehen ein paar hundert $ im Cashgame drauf, vorgestern nochmal $140. Dann versuch mich mal wieder in S&Gs, spiele bei CD poker insgesamt 14 Maui S&Gs ($5+1) und kann davon genau einmal einen herausragenden dritten Platz erzielen. Meistens werde ich vierter, praktisch immer mit der besseren Hand all-in, z. B. mit A-A gegen 4-4, mit A-K gegen K-J, mit two pair gegen runner-runner straight, mit middle set gegen top set, ...

Gestern dann ein kleiner Hoffnungsschimmer - ich spiele bei Stars drei $6+0.5 S&Gs und werde:
- beim Omaha erster für $27
- beim Omaha H/L zweiter für $16.20, als mein geflopptes Fullhouse gegen ein gerivertes Fullhouse verliert
- beim Horse dritter für $9.60, immerhin

Ich fürchte nur, die $33.30 reißen meine Bankroll auch nicht wirklich wieder nach oben...

Mittwoch, Dezember 20, 2006

 

Zurück zur Routine

...und die heißt Tounament Titan. Inzwischen sind es 10 Qualifikanten, ich hab die Hoffnung aber immer noch nicht aufgegeben.

Im $10+Rebuys läuft es gar nicht schlecht, ich stehe nach dem Add-on ungefähr im Schnitt und kann mich mit einem gefloppten Set sogar nach oben absetzen. Direkt nächste Hand: Ich raise mit K-K UTG, werde direkt vom Tablebigstack all-in gesetzt und sehe mich schwupp A-A gegenüber. Selbstverständlich, was sonst?!?

Im $30+Rebuys sieht es ähnlich aus; das erste Rebuy wird fällig als ich mit Straight- und Flushdraw all-in gehe, von jemandem gecallt werde, der das mittlere Pärchen getroffen hat und mich natürlich nicht verbessern kann. Das zweite Rebuy kommt, als ich mit Q-Q nach ordentlichem Preflop-Raise auf einem T-9-6 Board all-in gehe, von 7-7 gecallt werde und gleich der Turn eine 8 bringt. Leicht entnervt gehe ich bei der nächstbesten Gelegenheit mit A-J all-in, werde von 7-8s gecallt und - wer hätte das gedacht? - verliere die Hand. OK, soll wohl heute eher nicht sein.

$115 Tagesminus

Sonntag, Dezember 17, 2006

 

St.Maarten Trip - Rest

Sorry für die Verspätung; wir hatten hier die letzten paar Tage einen totalen WLAN-Ausfall.

Die letzten Tage des Trips also als Zusammenfassung:

Tag 1 des Mainevents läuft eigentlich nicht schlecht an. Es spielen tatsächlich nur 91 Leute das $3000+200 mit $500.000 garantierten Preispool, was zu einem einzigartig gigantischen Overlay führt. Vielen Dank, Poker4ever! Der erste Platz ist mit $155.000 dotiert, bezahlt wird bis Platz 27 mit $3500. Die Blindstruktur ist einem 3-Tages-Event angemessen, wir starten mit 15000(!) Chips bei 25/50 mit 60-Minuten-Leveln und ausgesprochen moderaten Steigerungen. Entsprechend vorsichtig wird anfangs agiert; man tastet sich ab und schaut, wo die jeweiligen Mitspieler stehen. Ein paar wenige Hasardeure fliegen trotzdem schon in den ersten beiden Leveln raus, andere verdoppeln oder verdreifachen ihren Stack. Leider bekomme ich keine brauchbaren Karten, kann aber trotzdem am Ende von Tag 1 mit 20500 Chips abschließen, knapp unter Durchschnitt. Noch 58 Spieler übrig. Sunshine hat es leider übel erwischt, als sie ein Set Könige floppt und jemand anderes gleichzeitig eine Straße. Sie bekommt am Ende von Tag 1 mit knapp 5000 Chips übrig A-Q, geht
all-in und läuft gegen K-K - schade.

Tag 2 beginnt mit 600/1200 und 100 Ante. Ich spiele etwas agressiver und kann meinen Stack leicht ausbauen, bevor ich einen Bluff gegen ein all-in weglegen muss und mit nur noch 15000 Chips dastehe. Im zweiten Level des zweiten Tags passiert mir der folgenschwere Fehler, der mein Aus bedeutet: Ich habe noch 13000 Chips, open-raise vom SB aus nur 4500, der BB pusht (mit nicht viel mehr Chips als ich) und ich bin dank der guten odds potcomittet. Ich hoffe auf zwei live cards, aber leider sehen meine K-6s gegen K-J meines Gegners nicht gut aus. Charlie, ein amerikanischer Dealer, entschuldigt sich später dafür, mich rausgeworfen zu haben. Grundlos natürlich - wer eine einzige Hand schlecht spielt, hat es verdient, rauszufliegen. Ich verende also an Stelle 43, Charlie wird am nächsten Tag Fünfter für über $20000. So kann's gehen.
Da ich gerade rechtzeitig ausgeschieden bin, kaufe ich mich ins $300+30 Freezeout ein. Dummerweise ist heute nicht mein Tag; ich kann zwar gleich am Anfang mit K-K gegen J-J aufdoppeln, dann geht mir aber, als ich mich von einem englischen Profi mit J-J auf der Hand mit einer Straße am Turn gern all-in schicken lasse, dessen Stack durch die Lappen, als der River die Straße auf dem Board ebenfalls komplettiert. Von da an folde ich mich absolut card-dead fast 3 Stunden durch alle Levels, bis ich mich schließlich gegen einen von vielen Steals wehre, mit Q-Ts gegen A-K laufe und keine Hilfe bekomme. Sunshine fliegt kurz nach mir, ebenfalls leicht deprimiert und chancenlos ob mangelnder Startände und schlechter Position.
Als ob das noch nicht genug ist, versuche ich meinen Frust beim $1/2 NL abzubauen. Hier bekomme ich ein paar spielbare Hände, laufe aber jedes Mal gegen ein Monster und kann, solange meine $100 (für diesen Tag hab ich mir schlauerweise ein Verlustlimit gesetzt!) reichen, keinen einzigen Pot gewinnen. Was für ein Tag :(

An Tag 3, dem Final-Table-Tag, ist für uns Rhino Ride angesagt. Wir springen mit 30 mp/h schnellen Schlauchbooten über die gar nicht kleinen Wellen der karibischen See zu einem traumhaften Schnorchelspot am Creole Rock. Ein echtes Erlebnis!
Abends schauen wir beim Final Table zu, bis die letzten 3 einen Deal schließen, der für jeden $89.000 Preisgeld bedeutet. Schade, eigentlich war doch einer dieser Plätze für mich vorgesehen!

Freitag reisen die meisten Teilnehmer des Events ab; wir haben das Glück, dass erst Sonntag ein Flug nach Amsterdam geht. Am Abend will ich es nochmal wissen. Heute läuft das "reguläre" Casino-Poker (NL $2/$5) mit einheimischen Dealern. Was für ein Unterschied zu den Topprofis aus dem Thomas-Kremser-Team! Da muss man schon mal drauf hinweisen, dass es einen Splitpot gibt und man die Hälfte abhaben möchte; mit Sidepots sind die Damen und Herren auch leicht überfordert und überhaupt geht alles ein bisschen langsamer. Dafür sind die Mitspieler - teilweise Locals, teilweise "frische" Touristen, die nicht hauptsächlich zum Pokern hier sind - ein wahre Freude! Da wird schonmal eine potsized bet mit einem Gutshot gecallt, oder jemand callt mein $150 all-in auf einem 2-3-5-6-Board mit 6-7... er hatte ja immerhin Top Pair. Gute Karten - wenigstens heute - tun ihr übriges und ich komme mit $510 Gewinn ins Hotel.

Am Samstag versuche ich nochmal mein Glück, aber heute haben die Kartengötter wohl etwas anderes für mich vorgesehen. Nach einer Stunde, zwei gespielten Händen und $2 Gewinn lasse ich mich gern überzeugen, am letzten Abend lieber noch etwas trinken zu gehen. Wir sitzen in einer Strand-Disco, lassen das pulsierende Leben um uns herum auf uns einwirken und versuchen zu verdrängen, dass wir morgen um diese Zeit schon im Zug durchs eiskalte Deutschland fahren.

Ein schönes Ende eines Traumurlaubs, der mich auch pokertechnisch ein ganzes Stück weiter gebracht hat. Einziger kleiner Wermutstropfen ist, dass ich nicht wie vorgesehen mit mehr Geld im Gepäck nach Hause komme. Unterm Strich habe ich über die ganze Zeit hinweg $70 verloren, bin zu 50% an Sunshines Verlusten beteiligt und hatte enorme Ausgaben für ein paar Trinkgelder, ein paar Cocktails, eine Sonnenbrille und das Rhino Ride. Mehr Value fürs Geld kann ich wirklich nicht erwarten!

Dienstag, Dezember 12, 2006

 

St.Maarten Trip - Tag 7: Hoffnungsschimmer

Die Cashtische sind heute noch mehr ausgetrocknet - mit Müh und Not findet sich eine $1/2-Alternative zu dem $5/10-Schlachtfeld, auf dem vierstellige Pötte eher die Regel als die Ausnahme sind.

Immerhin bekomme ich aber noch zwei Stunden Action in meiner Preisklasse geboten, und ich schöpfe wieder ein bisschen Hoffnung, dass ich hier doch nicht am alleruntersten Ende der Nahrungskette stehe. Zuerst habe ich ein bisschen Glück, als ich mit J-J ein all-in von K-K calle und der Turn mir einen Miracle-J beschert. Dann nutze ich mein heute etwas agressiveres Image aus, um für meine guten Hände vernünftig bezahlt zu werden. Als Krönung verlocke ich eine sichtbar angetrunkene österreichische Dealerin dazu, ihr UTG-preflop-Raise auf einem 2-4-K Board mit einem deutlich zu hohen continuation (over)bet zu protecten - keine gute Idee, wenn ich mit A-K dagegen stehe. :)

$162 Gewinn reichen aus, mein Selbstvertrauen wieder ins rechte Lot zu rücken. Ab morgen (also heute, Dienstag; ich schreib das Blog immer etwas zeitversetzt) geht es im Main Event um die richtig dicke Kohle. Ich bin bereit.

Tripbankroll: $1852 und ein Seat im Main Event.

 

St.Maarten Trip - Tag 6: Ernüchterung

Nach Sonnenschein folgt Regen und nach Gewinnen wohl Verluste. So einfach könnte ich den Verlauf des gestrigen Pokertages erklären; aber damit würde ich es mir wohl deutlich zu einfach machen.

Hoffentlich habe ich wenigstens meine Portion Bad Beats rechtzeitig vor dem Mainevent aufgebraucht; es waren aber auch zwei Hände dabei, die ich von vorne bis hinten gründlich verpatzt habe. Das erste Mal möchte ich mit meinen Assen überflüssigerweise auf dem River noch mehr Geld im Pot haben, ein Wunsch, dem mein Gegner nur zu gerne nachkommt - hat er sein Fullhouse doch auf dem Turn schon fertig gehabt. $140 verschenkt. Das andere Mal bin ich nicht bereit, in einen $250-Pot meine letzten $48 zu investieren, weil ich mit A high wieder mal meinen Flushdraw verpasst habe und mir nicht vorstellen konnte, dass mein Gegner auch auf einem Draw ist, nichts getroffen hat, und mit 3-5 offs auf einem 2-4-9-T-K Board mein Preflop-Raise callt, meinen Flop-Bet reraist, am Turn halben Pot setzt und mich am River all in setzt. Nachdem er seine Hand gezeigt hat, nehme ich meine letzten $38 und verlasse das Schlachtfeld mit $462 Minus.

Ganz allgemein ist die Gesamtstimmung in den letzten Tagen deutlich sharkiger geworden. Man hat fast den Eindruck, als würde für zwei Onlinequalifikanten, denen das Geld ausgegangen ist und die nur noch auf das Mainevent warten, ein Profi aus Amiland angereist kommen. Es sind nur noch wenige Cashtische offen und keiner, an den ich mich auf Anhieb und mit Freuden setzen möchte. Ich werde mich trotzdem am Vorabend des Mainevents nochmal versuchen; einfach um nicht mit dem schlechten Gefühl, dass ich hier der Fisch bin, ins Turnier zu starten.

Wahrscheinlich sind es unter 100 Spieler im Mainevent und es werden nur 9 Plätze ausbezahlt - sehr schade; allen Spielern, mit denen ich gesprochen habe, wäre eine flachere Auszahlungsstruktur deutlich lieber gewesen. Das kann aber auch daran liegen, dass ich hauptsächlich Kontakt mit Onlinequalifikanten oder Leuten wie mir habe, die sich mehr oder weniger zufällig für dieses Event qualifiziert haben und realistisch gesehen nicht mit allzu großen Erwartungen an die Sache rangehen können...

Sonntag, Dezember 10, 2006

 

St.Maarten Trip - Tag 5 (no poker content)

Heute steht statt Poker Kultur auf dem Programm... naja, oder so ähnlich. Wir fahren mit dem Bus in die Hauptstadt des niederländischen Teils, Philipsburgh, um uns dort etwas umzuschauen. Allein die Busfahrt ist schon ein Erlebnis - man kann nach Belieben "Stop" rufen und den Bus anhalten lassen, was teilweise im 50m-Abstand passiert. Der Fahrer pfeift laut zur Merengue-Musik, mit der er den ganzen Bus in Disco-Lautstärke beschallt.

Im Ort angekommen staunen wir, mit welcher Selbstverständlichkeit hier die verschiedensten Kulturen, Rassen und Religionen miteinander leben und sich gegenseitig befruchten. Schon an der Sprache spiegelt sich das wieder; teilweise hört man hier Englisch, teilweise Französisch, teilweise spanisch und teilweise eine wilde Mixtur daraus. Hektik ist hier absolut unbekannt, kein Mensch hat es eilig, und wenn, wie am ersten Abend, die Sambatruppe des Casinos mitten auf der Straße ein Tänzchen vorführt (lange braune Beine sind eine mehr als brauchbare Entschädigung für mangelnde Technik, Asynchronität und krumme Linien), dann warten die Autos halt ein paar Minuten. Na und? Wir bummeln durch den Ort, bestaunen die weihnachtlich mit roten Schleifen geschmückten Palmen und amüsieren uns über die Winterlandschafts-Szene, die in einem Ralph-Lauren-Shop für Winterjacken wirbt (wahrscheinlich für Kreuzfahrt-Touristen, die auf dem Weg nach Alaska sind - hier hätte selbst der verfrorenste Mensch keinen Bedarf dafür. Die Durchschnittstemperatur liegt im Sommer bei 32 Grad und im Winter bei 28.)

Wir lassen es gemütlich angehen, kaufen ein paar Sonnenbrillen und T-Shirts, trinken eine Pina Colada an einer der vielen kleinen Strandbars und halten einen Bus an, der uns wieder zurück fährt. Eine halbe Stunde Fahrt kostet $1.50 pro Person.

Übrigens gibt es hier eine offizielle Währung, Karibik-Dollars oder so. Aber nur theoretisch; praktisch wird überall mit US-Dollar bezahlt. Euro werden auch gern genommen, meist zum großzügigen Wechselkurs von 1:1. :)

Abends gehen wir in einen ziemlich exclusiven Club namens Bliss, der direkt dem Setup eines James-Bond-Films entliehen sein könnte. Seeeeehr coole junge Leute in Designerklamotten mischen sich mit Rasta-People und vereinzelten Pokertouristen und grooven auf der Freiluft-Tanzfläche zu House- und Trancemusik. Leicht verloren steht ein schwedischer Milchbubi in der Menge, der letzten Monat angeblich das große Turnier auf St.Kitts für knapp $160.000 gewonnen hat und wohl den Rest des Winters in dieser Gegend verbringen wird. Ich kann's sehr gut nachvollziehen! Kaum 5 Minuten da, begrüßt mich schon ein Rastaman wie einen alten Freund und bietet mir XTC an. Seh ich wirklich aus, als ob ich sowas brauchen würde um mich zu amüsieren?!?

 

St.Maarten Trip - Tag 4

Ich überlege so lange, ob ich das $500+50 Freezeout mitspielen soll, dass ich schließlich zu spät dran bin. Naja, macht nichts, trinke ich eben einen Aperitiv an der Bar (echtes all inclusive hier - kein versteckten Zusatzkosten), gehe in Ruhe essen und suche mir später ein saftiges Cashgame.

Obwohl es bisher ja ganz gut gelaufen ist, mache ich nicht den Fehler, mich zu den "großen Jungs" zu setzen, die 2/5 oder 5/10 NL spielen, vierstellige Tablestakes vor sich stapeln und mit den Chips nur so um sich werfen. Selbsteinschätzung ist hier ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg. Auch an meinem NL $1/2-Tisch sitzen zwei oder drei Leute, vor denen ich Respekt habe; nunja, vermeide ich eben einfach die direkte Konfrontation mit ihnen soweit möglich. Auf diese Weise kann ich auch heute wieder trotz eher durchschnittlicher Karten ein Plus von $109 heraus holen, bevor sich ein Profipärchen an den Tisch setzt und so offensichtlich zusammen spielt, dass ich lieber meine Chips packe und gehe.

Es ist kurz nach 3, aber es laufen trotzdem noch einige Tische. Nachdem ich eine Weile mit mir gerungen habe, überkommt es mich und ich steige in eine $1/2 PL Omaha Partie ein. Am Tisch sitzen der Veranstalter Thomas Kremser himself, seine Frau, zwei Leute aus seinem Organisationsteam, ein paar Dealer und noch zwei Leute, die ich nicht kenne. Eine sehr illustre Runde also, trotzdem halte ich das Niveau für nicht unbeschreiblich hoch... und alle haben deutlich ihren Spaß. $1/2 sieht auf den ersten Blick niedrig aus, wird aber durch diverse Straddles, Re-Straddles und Superstraddels schnell zu einer deutlich teureren Partie. Ich werfe brav weg, bis ich einmal vom BB aus tatsächlich in einem nur einmal gestraddelten, ungeraisten Pot mit Q-Q-6-5 - einer ausgesprochen marginalen Hand - einen Flop zu sehen bekomme: Qs-Js-4h. Ich setze $24 (Pot), werde auf $75 gereraist und gehe schnurstracks mit meinen restlichen ca. $160 all-in. Der junge Dealer neben mir steht zu seinem Reraise und callt mich, Turn ist eine 4 und River ebenfalls 4. Ich erfahre nicht, was mein Gegner hatte - wahrscheinlich einen Straight- und Flushdraw, womit sein Call gerechtfertigt war. Ist mir auch egal, ich gewinne den Pot. Etwas später revanchiert er sich allerdings, als ich mit A-A-Ks preflop auf $24 raise, ihn beim K-J-3 Flop für seine letzten $70 all-in setze und er auf dem River eine 9 trifft für zwei Paare J und 9. Hm, mit dem spiele ich nächstes Mal sicher gern wieder. Kurze Zeit werde ich ziemlich müde und verlasse den Ort des Geschehens mit weiteren $83 Gewinn.

Bankroll nach Tag 4: $2248 plus ein Seat im Main Event. Kein Grund zur Beschwerde!

Freitag, Dezember 08, 2006

 

St.Maarten Trip - Tag 3

Nach dem gestrigen Dämpfer bin ich heiß darauf, den gigantischen Verlust von $114 wieder aufzuholen.

Heute bin ich rechtzeitig dran für das $300+30 Freezeout. 48 Spieler bilden einen netten Preispool. Zuerst läuft es auch ganz gut, ich kann ein paar Pots stehlen ohne je zu einem Showdown gehen zu müssen und als einmal mein all in gecallt wird kann ich ein Set zeigen und einen Spieler an die Cashtische schicken. Ein kleiner Fehler bringt mich von 10000 auf 7000 Chips, als ich mit 7-7 auf einem 4-5-8-2-Board mein Raise zu niedrig ansetze und meinem Gegner 1:2.8 Potodds lasse - zwar immer noch ein schlechter Call mit seinem Flushdraw, aber einer mit dem ich hätte rechnen müssen. Das Fast-Aus kommt überraschend und ärgerlich: Ich halte 8-8, raise bei einer Limperin (weak tight, kannte ich vom Cashgame am Vortag) auf 4*BB, werde von ihr und dem BB gecallt. Flop kommt 3-7-9 mit zwei Herz - guter Flop für mich. Beide checken, ich setze etwas weniger als Pot, sie checkraist all-in mit J-K in Herz für ihre letzten 1200 Chips (lausiger Move, übrigens!). Pot odds sind knapp 1:4, da kann ich kaum anders als nachschauen, zumal ich noch Runner-Runner-Straigt- und -flushdrawchancen habe. Tja, dummerweise kommt gleich am Turn das Herz und ich bin ziemlich verkrüppelt. Kurz danach spiltte ich einen Pot mit A-K gegen A-K, verliere mit A-Q gegen A-K und dann mit A-K gegen 8-6. Sollte wohl heute nicht sein.

Noch leicht steamend setze ich mich mit $160 an einen NL $1/2-Tisch (hier gibt es übrigens praktisch nur NL Cashgame, teilweise auch PL Omaha - sehr angenehm!) und verliere gleich nochmal meinen ganzen Stack, als ich mit A-Q die Q treffe, setze, gereraist werde und wider besserem Wissen meine letzten $110 dafür investiere, mich zwei Assen gegenüber zu sehen. Ich ärgere mich ziemlich über diesen Call weil ich eigentlich wusste, dass es unter diesen Umständen nicht viele Hände gibt, gegen die ich vorne liege (J-J, A-K und A-J, um genau zu sein). Vielleicht kommt dazu, dass mein Gegner in dieser Hand ausgerechnet der Mann der Trulla ist, die mich im Turnier so verkrüppelt hat. Das entschuldigt aber nichts - eher im Gegenteil!

Ich mache eine längere Pause, gehe frisches Geld holen und setze mich mental gestärkt an einen anderen Tisch. Mag es an meiner Einstellung liegen oder doch einfach nur am Glück, aber ich kann mein Tablestake gleich um $60 auf $260 ausbauen. Dann die Hand des Abends: UTG raist auf $12, ich als UTG+1 reraise auf $30, MP rereraist auf $100, LP geht all in mit $115, UTG foldet, ich gehe all-in, MP callt. Knapp $650 im Pot. MP hat AKs - kein gutes Rereraise gegen zwei starke Hände in EP - LP JTs - ok, kann man in einem Multiwaypot versuchen ... aber meine Asse halten! Im Lauf des Abends bekomme ich sogar noch zwei Mal Asse: Einmal splitte ich, weil mein Gegner auch Asse zeigt (zu diesem Zeitpunkt waren wir definitiv der lauteste Tisch im Saal :)) und das andere Mal werde ich ordentlich ausbezahlt, weil mein Gegner ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt meint, meine laufenden Raises mit einem all-in beantworten zu müssen (hatte 8-8). Ich komme aus dieser Session mit genau $700 Gewinn heraus und mein Tag ist gerettet.

Gerettet aus pokertechnischer Sicht, sollte ich hinzufügen. In jeder anderen Hinsicht lebe ich hier wie die Made im Speck: Es hat hier 25 bis 30 Grad, hin und wieder ziehen kleine Wolken durch und spenden etwas Schatten, manchmal sprühregnet es auch für ein paar Minuten, damit die Kokospalmen nicht eingehen. Das Meer ist wärmer als der Pool, der aber immer noch warm genug ist, um an der Poolbar im Wasser sitzend ein paar Pina Colada zu schlürfen... wenn ich nicht gerade mit dem Notebook im Liegestuhl sitze, wie just in diesem Moment. Das Essen ist abwechslungsreich, reichhaltig und ausgesprochen lecker; ich werde wohl mit ein paar Kilo Winterspeck zurück kommen. Zum Frühstück (jaja, hin und wieder schaffe ich es, vor 10:30 Uhr aufzustehen) laufen karibische Weihnachtslieder - ausgesprochen abgefahren, "Silent Night" mit Steeldrums im Salsa-Rhythmus zu hören, während man unter Palmen sitzt und auf die Südsee schaut. Hin und wieder überkommt mich ein Realitätsflash und wenn es nicht so lächerlich wäre, würde ich mich zwicken, um sicher zu gehen, dass das hier alles kein Traum ist.

Bankroll nach Tag 3: $1956 plus ein Seat im Main Event

Donnerstag, Dezember 07, 2006

 

Tag 2 - Cashgame

Leider haben wir das $100+20/Rebuys Turnier um 18 Uhr gestern verschlafen, so dass wir nur ein bisschen Cashgame eingebracht haben. Das Niveau hier ist ausgesprochen gemischt - vom Pro bis zum schlechten, aber glücklichen Onlinequalifikanten ist alles vertreten. Table selection ist der Schlüssel. Ich nehme einen passenden $1/2 NL-Tisch.

Zum Spiel selbst gibt es nicht viel zu sagen: Mein Glück hat sich am Vortag wohl gut aufgebraucht und muss sich offenbar erst wieder aufladen. Ich bekomme genau drei Premiumhände: Einmal Q-Q, die ich auf einem 9-9-T Board bei Reraise auf dem Flop und T am Turn weglegen muss, nochmal Q-Q, die auf einem 8-8-T-Board gegen T-T nicht wirklich gut aussehen, und A-Ks gegen einen sehr guten Italiener, der offenbar einen Read auf mich hat, weil er bei einem J-T-5 Flop und blank Turn meine jeweiligen Sätze mit T-8 callt. Anschließend kann ich aber mit mittleren Händen und gutem Postflop-Spiel gegen ausgewählte Gegner meine Verluste minimieren und schließe mit $114 Minus ab. Vertretbar.

Heute gehts um 15 Uhr mit einem außerplanmäßigen $200+20 Freezeout Satelliten weiter. Wahrscheinlich spiele ich mit - wenn ich noch einen Seat gewinne, kann ich mir das Geld auszahlen lassen.

Mittwoch, Dezember 06, 2006

 

St. Maarten Trip - Tag 1

Allein über die Anreise könnte man schon einen Roman schreiben. Nach dem üblichen Stress - schließlich sind noch 1000 Sachen vor der Abreise zu erledigen und jeder Kunde kommt genau an diesem Tag noch mit Sonderproblemchen - steigen Sunshine und ich schwer beladen ("Schatz, wir haben zusammen 40kg Gepäck frei. Deins darf insgesamt also nicht mehr als 3.3kg wiegen.") Montag abend 22:40 in den Nachtzug München->Amsterdam. Unsere Platzreservierung ist für den Wagen 29, wir schleppen also das ganze Gepäck bis zum Ende des Zuges, um festzustellen, dass wir offensichtlich an Wegen 29 vorbei gelaufen sind. Weil der Zug schon fährt, laufen wir mit den ganzen Koffern und Taschen im Zug zurück - so lernt man wenigstens alle seine Mitreisenden kennen - um ganz am Ende zu erfahren, dass es heute gar keinen Wagen 29 gibt. Kurz vor Tilt weist uns der Schaffner brauchbare Ersatzplätze zu - Problem gelöst. In Stuttgart steigen Simon und Camillo zu, die auch so ein Karibikpackage gewonnen haben, und frischen unsere Biervorräte auf. Die Party hat begonnen.

Gegen 5 Uhr nach ein paar Bier fallen mir die Augen zu. Die Liegesitze des Nachtzuges sind allerdings nicht wirklich bequem, und immer wenn der Zug hält, also so ziemlich bei jeder Milchkanne, wache ich auf. Um 7:30 gehen die Lichter an und kein Mensch kann mehr schlafen. Erinnert mich ein bisschen an die Bundeswehrzeit; ab sofort ist Tag befohlen. Um 9:30 sind wir am Amsterdamer Flughafen Schiphol und finden ganz am anderen Ende den KLM-Schalter. Die Spannung steigt - hier sollen unsere Tickets hinterlegt sein; wir hatten vorab nur die Nummern per Mail mitgeteilt bekommen. Als wir tatsächlich die Tickets in den Händen halten, wird es langsam real - das Abenteuer ist nicht mehr zu stoppen.
So schnell wie der Checkin geht, so langsam geht es beim Boarding zu. Wegen erhöhter Sicherheitsmaßnahmen - bekanntlich müssen z. B. alle Flüssigkeiten in durchsichtigen Plastiktüten mitgeführt werden und dürfen das Volumen von 100ml nicht überschreiten, auch wenn mir bisher kein Mensch erklären konnte, wie das die Flugsicherheit erhöhen soll - hat der Flieger eine Stunde Verspätung. Gegen 12:30 geht es los, und gegen 16:00 Ortszeit - die Zeitverschiebung beträgt 5 Stunden landen wir auf St. Maarten. An Bord habe ich noch ein paar Bier und einen Campari getrunken und wenig und unruhig geschlafen.

Was macht ein verantwortungsvoller Pokerspieler, wenn er nach 24 Stunden Reise mit Jetlag um 17 Uhr am Zielort ankommt? Natürlich, er geht schnurstracks zum Pokerroom und spielt das $150+20/Rebuy-Satellite, weil er ja noch nicht für das Main Event qualifiziert ist. 47 Spieler sind dabei, es kann noch ein langer Abend werden. Die ausgesprochen soziale Blindstruktur spricht ebenfalls dafür, 30 Minutenlevel und langsamer Anstieg: 25/25, 25/50, 50/100, 100/200, 100/200/25, 150/300/25, 200/400/50, 300/600/50, 400/800/100, 500/1000/100, 600/1200/100, 800/1600/200. Thomas Kremser als Turnierdirektor hat einen ausgesprochen professionellen internationalen Dealerstab zusammengewürfelt, der keinerlei Anlass zu Beschwerden geben kann.

Nach so viel Lobhudelei jetzt zum Turnier: Gleich am Anfang kann ich aufdoppeln, als ich im SB Asse bekomme, bis zu mir gefoldet wird und der BB mein Raise callt. Flop K-Q-5, ich setze ca. Pot, er callt. Gut. Turn 8, ich setze, er reraist all-in, ich calle, er deckt K-8 auf. Ohje. River 5. :) :) :) Das war aber auch der einzige Bad beat, den ich ausgeteilt habe, den ganzen weiteren Turnierverlauf habe ich immer wenn ich all-in gehe die bessere Hand... und sie hält immer. Einmal verliere ich mit J-J gegen Q-Q 3000 von 10000 meiner Chips, ansonsten geht es langsam aber stetig bergauf. Ich treffe heute aber auch wirklich wunderbar, z. B. limpe ich einmal mit K-Js, der Flop kommt Q-T-9 und jemand anderes hält J-8. Mit 19k Chips als Tableleader bei ca. 22 verbliebenen Spielern raise ich im BB gegen einen Limper. Flop A-Q-6. Mist, immer wenn man Könige hat... Ich checke, er checkt auch. Ich wittere Morgenluft. Turn: K. Bingo! Ich checke nochmal, er geht all-in mit 10k in den 6k-Pot. ?!?!?!? Ich calle und zeige mein Set König, ihm fällt die Kinnlade herunter, als er sein 6er-Set aufdeckt. Tja, wenn man zu gierig ist...

Das war die Schlüsselhand; ich bin jetzt Chipleader, kann nach Belieben meine Gegner drangsalieren und komme nie mehr in Gefahr. Das Bubbleplay zieht sich ewig, aber irgendwann sind nur noch 5 Spieler übrig, die alle das Buyin fürs Mainevent ($3000+200) plus $230 in bar bekommen. Aus Gruppenzwang gebe ich $50 Tip, nachdem ich mich vorher schon in der Diskussion, ob man die überschüssigen $230 pro Person nicht dem Sechsten geben soll, als Spielverderber gezeigt habe.

Bankroll nach Tag 1: $2000 - $320 (Buy-in plus Add-on, kein Rebuy) + $230 - $50 = $1860 plus $3200 Seat ins Mainevent = $5060. $3060 plus am ersten Tag. Heißa, so kann's weiter gehen!

Meine Entscheidung für heute abend wird schwierig - entweder spiele ich das $100+20 mit Rebuys oder Cashgame NL $1/2 oder $2/5. Ich hab gestern in den Turnierpausen kurz am Cashtisch zugeschaut und ein paar wirklich schlechte Spieler ausgemacht. Schließlich sollte man den Fisch ja braten, solange er noch $ in der Tasche hat...

Sonntag, Dezember 03, 2006

 

MTT-Mania

Gestern hab ich gleich den nächsten Anlauf für den Tournament Titan gestartet, diesmal beim $50+5 Freezeout ($10k guaranteed).

Nachdem anfänglich meine Starthände einfach nicht mit dem Flop connecten wollen und ich schon auf 800 Chips abgefallen bin, kommt ein netter Umschwung. Set, Asse, gefloppter Flush, ... alles was das Pokerherz begehrt. Später kann ich dann auch noch nett von meinem Rock-Image profitieren, als ich im SB auf einem 4-4-A Board mit Müll check-raise und das As auf der anderen Seite zum Folden bringe. Leider muss ich das gleiche Spielchen - schon etwas shortstacked - etwas später gegen einen anderen Gegner nochmal versuchen, und der hat entweder nicht wahrgenommen, dass ich /nie/ bei einem Blöff erwischt worden bin oder er hat sich im Gegenteil gemerkt, dass ich den gleichen Move vor einer Viertelstunde schonmal gemacht habe. Jedenfalls callt er mit A-T auf einem A-8-8-Board mein check-raise-all-in und das war's für mich.
13. Platz von 204 - wieder mal knapp am Final Table vorbei.

Immerhin ist das aber der vierte Platz im Geld in Folge bei Turnieren mit $30 Startgeld oder mehr. Ich hoffe, ich kann diese Tendenz in den kommenden beiden Wochen auf St. Maarten fortsetzen...

Samstag, Dezember 02, 2006

 

Staking - Zwischenstand

Bisher habe ich zwei Staker für meinen Karibik-Trip:

Chefhase $100
Quarlon $200

Weitere Gebote werden noch bis morgen abend angenommen.

 

Jahresbilanz

Unglaublich, aber es ist tatsächlich genau ein Jahr her, dass ich meinen kleinen Wettbewerb mit mir selbst ins Leben gerufen habe. Dass die Latte von $100 pro Tag ein bisschen zu hoch lag konnte ich schon im April sehen, dem ersten und tatsächlich einzigen Monat mit Minus unterm Strich. Trotzdem bin ich mit dem Ergebnis ganz zufrieden:

Mein Plus im Onlinecashgame liegt bei $6497, in Onlineturnieren (fast ausschließlich MTTs) bei $2066 und im Spiel mit Hardware-Karten umgerechnet (waren ja meistens € im Spiel) bei $4688, davon stammt der Löwenanteil von Turnieren des Deutschen Pokervereins in Tschechien. Zusammen macht das $13251 Jahresgewinn - von einem ernsthaften Nebenerwerb kann man also noch nicht sprechen, aber ein nettes Taschengeld ist es allemal.

Von den $6497 Cashgewinnen stammen $4544 aus Bonus- und Rakebackzahlungen. Ich habe aber überhaupt kein Problem damit, diese Zusatzerträge meinem Gewinn zuzurechnen; schließlich wird mir der Rake ja ebenso selbstverständlich abgezogen und für mich gehört das Ausnutzen von Bonusangeboten genauso zu einer erfolgreichen Spielstrategie wie eine durchdachte Table Selection und verantwortungsvolles Bankrollmanagement. Trotzdem interessant, dass mein Cashgame auf Jahressicht auch ohne Boni noch im Plus gewesen wäre.

Mein kurzfristiges Ziel ist, mir wieder eine Bankroll aufzubauen, mit der ich ohne Kopfschmerzen $1/2 NL spielen kann - also ca. $4000 bis $5000. Vielleicht löst sich das Problem ja in St. Maarten; wenn ich an "gutes Gefühl" glauben würde, könnte da jedenfalls gar nichts mehr schief gehen.

Langfristig möchte ich im nächsten Geschäftsjahr :), also bis Ende November 2007, $25k gewonnen haben. Das sind etwas über $2000 im Monat, das ist zu schaffen!

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