Freitag, April 25, 2008

 

CCC Salzburg

Ich befinde mich gerade in Salzburg und begleite meine Liebste Sunshine auf dem Weg zu ihrem Turniersieg beim Pokernews-Cup, einem €650-Turnier, für das Pokernews im allgemeinen und Tony G im besonderen jede Menge €1500-Pakete gesponsort haben. Leider ist für mich keins abgefallen, aber macht nix, ich hab ja Prozente an Sunshine.

Zum Turnier selbst schreibe ich nichts, das hat Sunshine schon hier getan.
Turniere sind sowieso nicht so mein Ding; irgendwie muss man dafür wohl hin und wieder zur Abwechslung aus Versehen einen Coinflip gewinnen und somit bin ich nicht qualifiziert. Ich stürze mich lieber auf die Cashgames, die hier ausgesprochen lukrativ sind.

Gleich am ersten Abend zieht es mich nach der (einigermaßen langweiligen) Welcome-Party gegen 23 Uhr noch an die Tische. Zu meiner Freude läuft sogar ein 1/2 PLO Spiel, das ausgesprochen soft aussieht. Limp, Limp, Limp, ... Fünf oder sechs Limper jede Hand, wenn jemand preflop raist, hat er Asse. Ein Traum. Leider zahlt sich der Traum nicht in bare Münze aus, weil ich kaum spielbare Karten bekomme und somit auf meine wenigen jeweils mit einem Raise eröffneten Pötte kaum Action. Kurz nachdem ich meinen Stack mit AAT4 doublesuited gegen KT72 rainbow auf einem KTTxx-Board verloren habe, löst sich der Tisch auf und ich muss doch Texas Hold'em spielen. Dort läuft es aber besser und ich schließe den ersten Tag gegen 3 Uhr früh insgesamt doch noch mit 56€ plus ab. Passt schon, für den Einstieg.

Am zweiten Tag ist eine Runde Kultur angesagt; in Salzburg ist Mozart allgegenwärtig, nicht nur in Kugelform. Aber das nur am Rande, das eigentlich wichtige ist abends dann natürlich wieder das Cashgame. Diesmal gibt es eine 1/2 Dealer's Choice-Runde (PLO/PLH), die aber faktisch auf auf Omaha hinausläuft. Logisch, wer Hold'em spielen möchte, setzt sich an einen der zahlreichen Hold'em Tische. Heute läuft es bombig; Krönung ist ein €900-Pot, bei dem ich mit Wrap und Flushdraw bis zum River fischen muss, um dann mit den Nuts belohnt zu werden. Ship it! Leider löst sich auch heute die Runde irgendwann auf und ich muss an einen NLH-Tisch wechseln. Dort treffe ich auf eine freundliche Dame, die mir bei unserem Aufenthalt letzten Herbst in Wien schon aufgefallen war, weil wir sie an einem Abend im CCC getroffen haben und am nächsten im Poker Royale, 40km entfernt. Als ich sie frage, wie viele Zwillingsschwestern sie hat, weil die Geschwisterschar offensichtlich jeden Abend jeden Cardclub in Österreich besetzt, stellt sich heraus, dass sie aus Salzburg kommt und im Herbst auch nur ein paar Tage Wien unsicher gemacht hat. Zufälle gibt's. Leider kann ich meine Reads auf die Dame nur begrenzt ausnutzen, weil sie ihre vier oder fünf Fünfziger so schnell verdonkt, dass ich kaum hinterherkomme. Schade eigentlich. Dafür wird der Abend später umso lustiger. Mit zwei Schweden am Tisch, die den Nachmittag 8 Stunden lang in einer Kneipe verbracht haben und zu zweit eine Getränkerechnung von über 300 Euro produziert habe, einem jungen zwar tighten aber trotzdem gar nicht mal so guten Ami, einem ziemlich guten Portugiesen, der aber nicht vom Glück verfolgt war, einem Kosovo-Albaner, der offensichtlich der oben erwähnten Dame Konkurrenz machen wollte (UTG-Raise vom tighten Ami, Reraise vom guten Portugiesen, Mr. Taliban "muss ich zahlen" all-in mit A-8offs...) und ein paar wechselnden Calling-Stations kommt keine Langeweile auf. An einem Punkt bin ich von meinem 200€ Startstack auf 19€ runter, weil ich einfach nicht glauben wollte, dass ich mit meinem Set gegen einen Runner-Runner-Flush spiele. So gegen 4 Uhr früh. Ich nehme mir vor, zurück ins Hotel zu fahren, wenn die 200€ weg sind. Damit hätte ich immer noch über 500€ Gewinn aus der Omaha-Vorgeschichte übrig gehabt und wenigstens ein bisschen Schlaf abbekommen. So weit kommt es aber lange nicht. Plötzlich kommen die Karten wie ich sie brauche. Einmal bekomme ich tatsächlich Asse und sie halten. Einmal calle ich ein Raise mit J-Ts, treffe OESD- und Flushdraw, rereraise all-in und werde von einem schlechteren Straightdraw ohne Flushmöglichkeit gecallt (und nicht ausgesuckt, welch Wunder!), dann kann ich anfangen, mit meinem nun schon €400-Stack ein bisschen gegen die Schweden zurückzuspielen, die ihrem Ruf alle Ehre machen und raisen und reraisen, was das Zeug hält. Einer der beiden hat in zwei aufeinander folgenden Händen Quads - zum Glück bin ich in keine der Hände verwickelt...
Kurz nach 7 Uhr früh, als sich der Tisch auflöst und sich der Staub gelegt hat, blicke ich auf einen 850€-Tablestack, was in Summe knapp 1200€ Tagesgewinn ergibt. So kann's weiter gehen.

Am dritten Abend, als ich wieder gegen 23 Uhr im CCC aufschlage, läuft leider kein kleines Omaha-Spiel. Mit meiner inzwischen doch schon prall gefüllten Hosentasche fühle ich mich gewappnet für das PLO-Spiel mit einem Blind zu 5€. Ich kaufe mich für das Tischminimum 200€ ein und freue mich, rechts vom agressivsten Spieler des Tisches zu sitzen - jeder, der Rolf Slotbooms Buch gelesen hat, weiß warum :). Leider nützt mir meine perfekte Position nicht viel, weil einfach keine spielbaren Karten kommen wollen. Nach ca. zwei Sunden stehe ich mit ca. 75€ Minus auf, weil es heute einfach nicht richtig laufen möchte. Außerdem sitzen lauter verbiesterte Miesepeter am Tisch und es kommt kein Tabletalk auf. Schließlich möchte ich ja hier nicht nur Geld verdienen, sondern auch noch Spaß dabei haben! Also wieder ab in die NLH-Fischgründe. Bei Mr. Taliban läuft es heute scheinbar besser, er sitzt mit 800€ am Tisch. Allerdings nicht sehr lange, weil er mich gleich mal aufdoppelt, als er auf einem gepaarten Board seine Straße nicht loslassen kann ("muss ich zahlen"), meine all-in Overbet callt und nicht glauben kann, dass ich wirklich mein Fullhouse ab dem Flop slow gespielt habe. Leicht :) auf Tilt verdonkt er auch den Rest, legt noch zwei oder drei Hunderter nach und geht dann blank nach Hause, wie wahrscheinlich jeden Abend. Traurige Gestalt; eigentlich tut er mir ein bisschen leid, aber andererseits halte ich mich an den Spruch, dass es unmoralisch wäre, einem schlechten Spieler sein Geld nicht abzunehmen. Von wem kommt der gleich nochmal? Egal. Bei dem Ami von gestern läuft es auch heute nicht; er spielt Asse slow und verliert, er spielt zwei Paare slow und verliert... Naja, wenigstens gibt seine Kreditkarte noch was her. Nach und nach leert sich das Casino, nur am Highroller-Tisch spielen zwei Gestalten unentwegt Headsup; jeder mit einem fünfstelligen Betrag vor sich. Und unser Tisch läuft weiter. Ich bin ziemlich carddead, bekomme endlich mal mit 6-4s eine halbwegs spielbare Hand und muss mir am Flop erstmal die Augen reiben: 3-5-7 rainbow! Noch mehr freut es mich, dass die eigentlich ganz gut spielende Holländerin am Tisch offensichtlich ein Set gefloppt hat und sich natürlich meilenweit vorne sieht. Es fällt mir nicht schwer, ihren ganzen Stack am Turn in die Mitte zu bekommen und ... wieder kein Suckout, die Nuts bleiben Nuts und das Board paart sich nicht, wie es mir online in gefühlten 95% der Fälle passiert. Die letzten zwei Stunden blinde ich nur noch vor mich hin, scheinbar sind die Karten müde und ich verlasse den Tisch gegen 10 Uhr früh mit unterm Strich immer noch 560€ Tagesgewinn.

So darf es weiter gehen - wir sind ja noch zwei Nächte hier!

Zwischenstand von Sunshines Tag 2 im Turnier: Sie hat gerade mit A-K auf einem freundlichen A-A-A-x-x-Board aufgedoppelt und steht bei 19000 Chips; damit dürfte sie so etwa im Schnitt liegen. Für den ersten Platz gibt es übrigens etwas über 30000€, das wäre schon mal ganz nett...

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